Montag, 5.5.08
Nachdem Bruno bei Beginn der Frühschicht der angrenzenden Fabrik Alarm geschlagen hat, haben wir krampfhaft versucht, wieder einzuschlafen. Kurz drauf fing es an zu regnen, also nochmal weiterschlafen. Gegen 9:00 hab ich nach dem Wetter geguckt, und gedacht, dass wir es wagen können, den Tag zu begrüßen. Peter hat im Imbiss vorn Brötchen geholt, und dann machen wir uns auf den Weg nach Naumburg.
Und ab heute, also am Ende unsrer Rundreise durchs Land des Ampelmännchens, gibt es keine verpixelten Bilder mehr. Kurz unterhalb von Leipzig sind wir auf der Hinfahrt aus Jena kommend schon mal gefahren. Also der Ampelmännchenkreis ist geschlossen. Und die Ampelmännchen gibts ab hier nun leider auch nicht mehr.
Zwischendrin überlegten wir kurz, ob wir mal schnell unsern Admin in Querfurt überfallen sollen, aber rücksichtvoll, wie man uns kennt, haben wirs gelassen, denn Dirk braucht vor dem Pfingsttreffen noch ein wenig Ruhe, denk ich.
Der Stellplatz in Naumburg liegt am Ende des Altstadtparkplatzes, und wir haben den vorletzten der insgesamt 6 Stromanschlüsse erwischt. Nun gehts in die Stadt. Nette und schön renovierte Altstadt.
Den Dom haben wir auch gleich gefunden und laufen einmal drum herum. Er ist ohne Weitwinkel zu groß und passt nicht aufs Bild.
Aber die Ernüchterung kommt, als ich dort rein
will. Der Eintritt ins Gotteshaus wird mir verwehrt, bzw. ich soll Eintritt
bezahlen. Hallo, ich bin katholisch, wo sind wir? Keine Zuflucht für die Armen?
4 € wollen die von mir und für meinen Fotoapparat noch mal 5 €. Das wären 18 Mark
für einen kurzen Blick ins innere der Kirche. Sowas hab
ich noch nie erlebt. Ich will weder einen Turm besteigen noch eine Führung
mitmachen. Ich
will lediglich die Kreuzworträtsel-Uta sehen. Ich könnt grad platzen.
"Der Groschen im Klingelbeutel klingt, die Seele in den Himmel springt". Das
kenn ich ja, Aber Abzocke vor der Tür geht mir gegen meine Natur.
Oder ist der Dom inzwischen gar kein Gotteshaus mehr, sondern ein Museum. Dürfen dann die Glocken denn noch läuten?
Lieber geb ich die Flocken für nen kurzen Blick ins Internet (leichte Entzugserscheinung hab ich schon) und eine Cola aus, und Peter trinkt nen Eiskaffee und nimmt ein Stück Kirschkuchen im Kanzleicafe. Insgesamt haben wir 6,20 € bezahlt, also weniger als der Kreuzworträtsel-Uta-Besuch gekostet hätte. Und dann gehen wir auf den Stellplatz zurück,
gucken aber kurz vorher noch mal beim Nietzsche vorbei. Peitsche hatte er keine, aber ein nettes Mädel stand neben ihm. Das Haus seiner Mama haben wir auch angeguckt, es ist eher unspektakulär. Daheim trinken wir noch einen Cappu, Urlaub genießen, und plötzlich sehen wir ein Womo mit Forumsaufkleber kommen. Seltenes Ereignis, wenn man sich nicht gerade im Chat verabredet hat. Also nix wie raus und winken - aber heftig mit beiden Armen - denn wenn die rechte Hand versehentlich gestreckt bleibt, wird man ja inzwischen verhaftet, wie wir gerade im Radio gehört haben.
Der ankommende Wohnmobilist wirkt leicht verunsichert, weil ich ihn quasi anhalte und frage, wer er ist. Es ist Avena. Und natürlich hat er mich nicht gleich erkannt, denn unser Aufkleber ist ja auf dem Womo und (leider) nicht auf meiner Stirn.
- dieses "leider" hat mein Peter beim Gegenlesen reingeschmuggelt und ich überlege noch, was er damit meint. Nein, ich lass mir das Logo nicht auf die Glatze tätowieren -
Beweisfoto fürs zufällige Treffen mit Avena-Peter
Den Abend verbringen wir gemeinsam zwischen den Womos, und irgendwann kurz vor Mitternacht erfahren wir die Bedeutung des Scheidebechers (bei uns heißt das Ding Absackerchen). Da gibts aber auch eine Version für Womofahrer - Scheidebecher, der erste, der zweite, Grappa und Lauterbacher Wässerchen usw. .... und das Käuzchen und die Nachtigall schreien und toben irgendwo in den Ästen. Urlaub.
Erstaunlich ists immer wieder, dass Treffen mit Forumskollegen locker und unterhaltsam sind. So, als würde man sich schon lange kennen. Hab aber keine Ahnung, obs die anderen auch so empfinden, weil ich ja sowieso recht schmerzfrei bin und meinen Merker weit hinten hab. Jedenfalls hab ich seit 8 Big Brother-Staffeln heute erstmals eine Live-Sendung ausfallen lassen. Die beiden Avenas haben sich also grad einen Orden verdient. Schee wars. Schade, dass sie dienstlich verhindert sind, am Pfingsttreffen teilzunehmen.
Und ohne Ende tobt noch immer die Nachtigall - inzwischen ists beinahe 2:00 - und ich klopp noch schnell meinen Bericht in den Läppi, während mein Peter den nicht vorhandenen Wald absägt. Guts Nächtle.
Dienstag, 6.5.08
Gegen 10:00 werd ich mit mittelschwerem Katergefühl wach. Avenas sind schon in die Stadt gegangen, und wir frühstücken gemütlich, denn nach Bad Frankenhausen, unsere vorerst letzte Station, ists ja nicht weit, und wir lassen uns Zeit.
Die Fahrt geht auch heute wieder durch leuchtende Felder, über schmale holprige Straßen, durch meist kleine Ortschaften, und die Landschaft wird zwischendurch richtig hügelig, und sogar Weinberge gibts. Leider finden wir auf der engen Bundesstraße keinen Halteplatz, um diesen interessanten Hügel-Gebirgszug im Bild festzuhalten. Endlich kommen wir nach gefühlten 200 km - also 2 Stunden - in Bad Frankenhausen an.
Der Stellplatz hinter der Autowaschanlage Schulze liegt am Ortsrand, ist riesengroß und absolut leer. Herrlich. Nun ruckzuck die langen Hosen ausziehen, Nase wegen der Sonnenallergie einschmieren, nen Cappu in der Sonne, Strickzeug raus, und Urlaub machen. Der Kyffhäuser ist morgen oder übermorgen auch noch da. Nur nichts überstürzen.
Gegen 17:00 gucken wir uns das Städtchen an und suchen die schiefe Kirche.
Rathaus
Anger
Diese Dame kenn ich nicht
- diese beiden Typen aber wohl
Kyffhäuser-Therme
Und hinter dem Kurpark finden wir endlich den schiefsten Kirchturm Deutschlands,
der z.Zt auch der schiefste Turm der Welt ist. Die Schiefstellung beträgt 4,45 m
aus dem Lot. 2006 waren es nur 4,22 m. Durch den brüchigen Untergrund aus
Gipskarst und Tongestein neigt sich der Turm ständig weiter, und leider auch
ständig schneller. Naja, zusätzlich wird hier ja auch das Wasser für die Therme
unten rausgeholt. Da muss der Kirchturm halt auf der Strecke bleiben. In Pisa
sollten sie vielleicht auch mal nach warmem Wasser bohren, damit der Turm dort
auf der Hitliste nach oben kommt.
Den Rückweg nehmen wir am Bach entlang und sehen
das hoch über den Dächern der Stadt thronende Panorama Museum, mit dem größten
Sinnbildgemälde der Welt (14 x 123 m). Bin gespannt, ob wir dort auch mal
reingucken, denn Museen mögen wir ja gar nicht, aber das Bild möcht ich im
Original sehen. Wenns so teuer wie die Kreuzworträtsel-Uta ist, lassen wirs
aber.
Unterwegs haben wir noch eine weitere Sorte Thüringer Bratwürste - diesmal rohe
Schlenkerwürste - gekauft, und machen heute Abend eine Bratwurstprobe. Die
Schlenkerwürste haben gewonnen, und morgen werden wir Platz im Gefrierfach
schaffen.
Peter steckt heute voller Tatendrang, und macht sich nach dem Abendessen auf den Weg zur Therme, während ich mich mit dem Laptop beschäftige. Ein wenig unheimlich ist mirs allerdings schon - so mutterseelenalleine hier in der Wildnis. Außerdem treiben sich draußen schäfer- und -hundlose große fette Schafe herum. Bruno könnte sie zwar vertreiben, aber er gibt nicht mal Laut der Schisser, denn vor Schafen hat er Respekt, hat in Büsum schlechte Erfahrungen gemacht. Und jetzt gerade verkriecht er sich in die Nasszelle, weil Peter sein VfB-Trikot anzieht. Das bedeutet Tor-Schreie. Armer Bruno.
Naja, inzwischen armer Peter, sie haben 2:1
verloren. Porst, Trostbierchen und ab in die Heia.
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