Bad Soden-Salmünster 27. - 29.10.2006
Unser erster Wanderversuch in eigener Regie
Nachdem wir letzte Woche so begeistert vom Wandern waren und uns dabei erinnert haben, dass wir auch früher schon mit dem Skiclub in Rhön und Spessart unterwegs waren, wollen wir es mal versuchen...
Nach einer knappen Stunde Fahrzeit
sind wir gegen 16:30 in Bad Soden angekommen und haben auch ein schönes
Plätzchen erwischt. Schnell auf die Keile drauf, Strom geschlossen, damit uns
niemand die Steckdose wegschnappt, und gleich durch den Kurpark in die Stadt,
Brötchen und Wolle kaufen, denn hier werden ja die Bürgersteige viel früher
hochgeklappt als bei uns. Bruno ist außer Rand und Band, fetzt über die Wiese
und freut sich, dass er mitfahren durfte. Er hört sogar aufs Kommando und uns
wird klar, dass wir ihn nie mehr zuhause lassen dürfen (wie letzte Woche).
Auf dem Rückweg entrichten wir im Schwimmbad unsere Stellplatzgebühr und
erstehen für relativ viel Geld (3,80 €) eine Wanderkarte - wir wollen ja morgen
wandern. Den heutigen Abend wollen wir in der Therme verbringen.
Wieder zurück im Womo bekommt Peter plötzlich Halsschmerzen und fühlt sich mies.
Also nix mit Schwimmbad und anschließendem Weizenbier. Stattdessen gibts
Zitronentee und Bettruhe für ihn und ich befasse mich mit der Wanderkarte, falls
mein krankes Hinkel evtl. morgen wider Erwarten fit sein sollte.
Oh je, ist das schwierig. Ein Strickmusterbogen ist ein Sch... dagegen. Tausend
buntgemusterte Wege kreuzen sich, die Zeichen und Zahlen kann ich auch nicht
zuordnen - und wo ist eigentlich unser Parkplatz auf der Karte? Also vergessen
wir das Teil, denn der kostenlose Stadtplan hat ja auch Feldwege eingezeichnet.
Ich stricke Socken, gucke fern und geh nochmal mit Bruno ein Stückchen, dann
mach auch ich bei leichtem Getröpfel ins Bett.
Samstag
Beim ersten Erwachen tröpfelts wieder (oder immernoch) aufs Dach, Peter fühlt
sich noch nicht fit und wir schlafen weiter, denn mit Wandern wirds wohl nix.
Kurz vor 12:00 fällt mir allerdings ein, dass ich ja neue Stricknadeln brauche
(gestern hab ich leider eine geknickt) und ruckzuck sind wir raus aus den
Federn, schnell gefrühstückt und gerade noch rechtzeitig vorm Abschließen am
Wollgeschäft angekommen. Auch der Bäcker hatte schon kurz vor 13:00 den Laden
ausgeräumt, aber aus der untersten Kiste holte mir die genervte Verkäuferin doch
noch 6 Brötchen heraus. Eigentlich wars ganz lustig, denn mit meinem Betreten
des Woll-Ladens kamen gleich noch 4 Strickerinnen mit hinein, und beim Bäcker
wurde es auch nach mir schlagartig voll. Die haben sich vorher wohl alle nicht
gewagt, die Ladenschlusszeit zu ignorieren.
Daheim gabs noch einen Zitronentee und so langsam gehts Peter wieder besser, und
das Wetter hat sich auch etwas beruhigt, d.h. es regnet wenigstens nicht.
Jetzt gehen wir wandern, aber ohne diese blöde Wanderkarte. Den Weg zum Wildgehege hoch finden wir ohne, und hier sehen wir die vielen bunten Wanderzeichen. Wir entscheiden uns einfach mal für einen blauen Punkt.
An der nächsten Abzweigung nehmen wir mal ein Viereck, dann einen roten Pfeil - hihi - aber eigentlich gehen wir nach Gefühl den Weg oben am Berg entlang, immer mit Blick hinunter auf Bad Soden.
Dann gehts bergab, durchs Tal nach Salmünster, dem Nachbarort,
und von dort über einen
ausgeschilderten Wiesenweg zum Stellplatz zurück.
Das war nun unsre erste Wanderung im Alleingang, wir waren 2 Stunden unterwegs
und belohnen uns mit einem Cappuccino. Nun wartet die Therme auf uns und wir genießen
die nächsten beiden Stunden im herrlich warmen Sprudelwasser. Auf dem Rückweg treffen
wir unsre Stellplatznachbarn vom letzten Mal - die mit dem großen freilaufenden
Hund - und während einer netten Unterhaltung stellt sich heraus, dass auch sie
die hiesige Wanderkarte nicht lesen können. Wir sind jedoch nun schon "erfahrene
Wanderer" und können ihnen locker den Weg zum Wildgehege erklären.
Für heute haben wir unser Soll erfüllt, stärken uns bei Gulasch mit Klößen und Gurkensalat, und nach einem Sockenstrick-Fernsehabend fallen wir müde in die Federn, während es draußen stürmisch ist und auch der Regen wieder eingesetzt hat.
Sonntag
Heute wird nicht so lange gepennt, denn schließlich wollen wir wandern.
Während Peter so langsam die Glieder sortiert, mache ich ein ausgedehntes
Hundegassi über den Naturlehrpfad,
und nach dem Frühstück rüsten wir uns zum Abmarsch Richtung Kinzig-Stausee - was sind schon 7 km - die schaffen wir auch bei dunklen Wolken.
Der Weg, den ich in Verbindung mit der Wanderkarte und dem Stadtplan ausfindig gemacht habe (Nr.13), führt ebenerdig durchs Kinzigtal und nach einer guten Stunde sind die schwarzen Wolken verschwunden und wir am Stausee angekommen.
Die 7 km der Wegbeschreibung bezogen sich wohl auf auf die einfache Strecke. Hier finden wir auch die Kreuzung von Wanderweg 13 und 12 und entscheiden uns, den Weg 12 am Berg entlang zurückzugehen, aber erst mal ein Päuschen in der Sonne und zwei Käsebrötchen.
Dann gehts bergauf und bergab und es ist gar nicht schwierig trotz der vielen Abzweigungen dem Wanderzeichen zu folgen.
Der Weg ist zwar sehr gelenkschonend, aber teilweise mühsam. Unterwegs gibts immer wieder mal einen Blick auf den Stausee und unter uns hören wir die Autobahn. Aber egal, an das Geräusch gewöhnt man sich schnell.
Inzwischen haben wir gelernt, dass es wohl irgendwie sinnvoller ist, für den Hinweg die Bergstrecke zu wählen, und den Rückweg gemütlich durchs flache Tal zu nehmen. Aber was solls, tapfer marschieren wir in gleichmäßigem Tempo durch den feuchten und nach Pilzen riechenden Wald,
genießen die Sonne und die Herbstfarben, und erreichen nach mehr als 3 Stunden den Ortseingang von Bad Soden
und kurz darauf auch unser Wohnmobil.
Jetzt geht außer Cappuccino gar nix mehr. Auch das Schwimmbad fällt aus. Und nächste Woche kauf ich Franzbranntwein und Fußbalsam. Aber schön wars, und wir sind alle 3 so richtig zufrieden und platt.
Jetzt machts uns auch nichts mehr aus, dass der Himmel wieder schwarz wird, denn wir müssen ja sowieso heim.